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Das Leibniz Living Lab - Gesundheitswerkstatt Osterholz

Gesellschaftliche Beteiligung kann das Verständnis und die Relevanz von wissenschaftlichen Erkenntnissen in Bezug auf die Gesundheit fördern. Zudem wird Forschung durch neue Fragen und Perspektiven bereichert, die sonst unberücksichtigt geblieben wären. Doch wie lassen sich solche Prozesse initiieren und etablieren?

Vor Ort

Hier braucht es innovative Zugänge, um gemeinsam an aktuellen und lokalen Themen zu arbeiten und sich zusammen den gesundheitsbezogenen Herausforderungen zu stellen. Reallabore, sog. Living Labs bieten eine Plattform des gegenseitigen Lernens in denen Synergie-Effekte für die Gesundheit erzeugt werden sollen. Mit der Ansiedlung im Bremer Stadtteil Osterholz-Tenever ist die Gesundheitswerkstatt nicht nur örtlich verankert, sondern gleichzeitig auch ein Teil der Stadtteilstruktur, in der gemeinsam geforscht werden soll. Der Stadtteil wird zum Raum, der Bürger*innen sowohl zu Forschenden/Mitplanenden, als auch zu Adressat*innen von Gesundheitsprojekten macht.

Miteinander

Das Leibniz Living Lab - Gesundheitswerkstatt Osterholz macht die partizipative Gesundheitsforschung auf der Stadtteilebene zu seinem Thema. Hier arbeiten Wissenschaft, Fachpraxis, Verwaltung, und Bürger*innen gemeinsam daran, ein gemeinsames Verständnis von Gesundheitsförderung zu entwickeln, die nicht nur Gesundheit unterstützt, sondern auch sozialen Austausch im Stadtteil fördert. Mit diesem Ziel wird die Gesundheitswerkstatt in Bremen-Osterholz aktiv und möchte gemeinsam mit engagierten Mitmacher*innen Ideen, Visionen und konkrete Projekte für die Gesundheit auf den Weg bringen.

Forschung

In der Gesundheitswerkstatt stehen zwei Handlungsansätze im Mittelpunkt: Die partizipative Aktionsforschung und der integrierte Wissenstransfer.

Der Begriff partizipative Aktionsforschung (engl. participatory action research) wurde in den 1940er Jahren von Kurt Lewin geprägt und ist definiert als Forschungsmethodik, die das partnerschaftliche Forschen durch Forschende und Beforschte (z.B. Bürger*innen eines Stadtteils) beschreibt, um einen Veränderungsprozess anzustreben (vgl. Baum et al.2006).

Die Kennzeichen partizipativer Aktionsforschung sind (vgl. Minkler et al. 2000; Israel et al. 1992):

  • Eine gemeinsame und kooperative Forschung, in dem Forscher*innen und Bürger*innen gleichermaßen einen Beitrag leisten;
  • Ein gemeinsamer Lernprozess für Forscher*innen und Bürger*innen;
  • Eine Methode zur Systementwicklung und zum Aufbau lokaler Handlungskapazitäten (Capacity building);
  • Ein Empowerment-Prozess, der Stärken und Problemlösungsfähigkeiten der Bürger*innen fördert;
  • Ein Weg zur Ausgewogenheit von Forschung und Aktion.

In der partizipativen Aktionsforschung sind Bürger*innen nicht nur Forschungsobjekte, die Daten liefern, sondern Co-Forschende, die den Forschungsprozess (Problemidentifizierung, Entwicklung und Umsetzung des Forschungsdesign und Evaluation) aktiv mitgestalten (vgl. Jull et al. 2017).

Integrierter Wissenstransfer (engl. Interactive Knowledge Transfer; IKT) ist ein Modell der kollaborativen Forschung, bei dem Forscher*innen mit Wissensnutzenden zusammenarbeiten, die ein Problem identifizieren und die Möglichkeiten haben, die Forschungsempfehlungen umzusetzen (vgl. Kothari et al. 2017). Dieser Ansatz impliziert, dass die Machtverhältnisse zwischen Forscher*innen und Wissensnutzer*innen geteilt wird. Diese Arbeitsweise wird manchmal auch als Ko-Produktion von Wissen bezeichnet (vgl. Graham et al.2006).

In Anlehnung an die genannten Schwerpunkte und beschriebenen Handlungsansätze ergeben sich folgende Schlüsselprinzipien, an denen sich die im Rahmen der Gesundheitswerkstatt geplanten Aktivitäten orientieren sollen:

  1. Anerkennung des Stadtteils als eine Identitätseinheit
  2. Aufbau auf Stärken und Ressourcen im Stadtteil
  3. Erleichterung der kooperativen, gleichberechtigten Beteiligung aller Partnerschaften in der Forschung
  4. Integration von Wissen und Handeln zum gegenseitigen Nutzen aller Partner*innen
  5. Förderung eines Prozesses des gemeinsamen Lernens
  6. Entwicklung und Aufrechterhaltung von Gemeinschafts- und/oder Forschungspartner*innenschaften
  7. Adressierung von Gesundheit aus positiver und ökologischer Perspektive
  8. Verbreitung gewonnener Erkenntnisse und Wissens an alle Partner*innen
  9. Langfristiges Engagement aller Partner*innen